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Quereinsteigerin mit Liebe für „Murbodner“

Von der Friseurin zur Rinderzüchterin und Geflügelproduzentin: Barbara Egger ist begeisterte Bäuerin, berufstätig und öffentlich aktiv. Der ZAMm-Lehrgang lieferte ihr Rüstzeug.
Eine Frau steht bei Rindern auf der Weide
© Foto Fertschey
Dass sie sich auf den ersten Blick in die „Murbodner“ verliebte, kann man sofort nachvollziehen, wenn man die semmelblonden bis fuchsroten steirischen Rinder mit den großen, kohlschwarz umrandeten Augen und dem schön gezeichneten schwarzen Flotzmaul in heller Umrahmung auf der Weide sieht. Im Tierzuchtunterricht hat Barbara Egger die gefährdete Höhenviehrasse kennengelernt und sich sofort für ihre Zucht entschieden. Ihre sechs Kühe, die sie alle beim Namen nennt, hat die Quereinsteigerin, die vor ihrer Berufung zur Bäuerin als Friseurin gearbeitet hat, nach einer speziellen Ausbildung selbst künstlich besamt und ist nun stolz auf die vier gesunden und wohl geratenen Kälber. „Da habe ich wohl alles richtig gemacht“, freut sich die dreifache Mutter, die als Betriebsführerin auf dem Hof ihres Mannes am Sonnberg bei Stall im Mölltal für alle fachlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen zuständig ist.
Neben Mutterkuhhaltung und Zucht der robusten, berggängigen, leichtkalbenden Murbodner, die sich auch wegen guter Euter- und Klauengesundheit großer Nachfrage erfreuen, hat sich Barbara Egger auf Bio-Masthühner spezialisiert. Ab dem 29. Tag dürfen sie im Grünen bei extensiver Haltung acht bis zehn Wochen heranwachsen, was das Fleisch etwas dunkler, aber zart und saftig macht. Daher sind die 100 bis 150 Stück sehr gefragt, der Kundenstock reicht von Villach bis Lienz. „Ich habe immer zu wenig“, sagt die vielseitige landwirtschaftliche Meisterin, die ihre Ausbildung an der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof von 2019 bis 2022 neben Kindererziehung und Stallarbeit durch gute Planung bewerkstelligt hat. Hilfreich war und ist die Kamera im Stall, die Bilder und Daten online aufs Handy liefert. „Die Kamera dreht sich um 360 Grad, man kann die Position auf Abkalbebox, Liegebox, Futtertisch oder Wasserbecken einstellen und immer sehen, was passiert“, erklärt die Bäuerin, die im Winter regelmäßig in den Stall geht, um Futter und Eutergesundheit zu kontrollieren. Tierwohl steht für sie an erster Stelle. 2023 wurde der Stall von Anbindehaltung auf Laufstall umgebaut. Im Sommer sind die Rinder auf einer behirteten Alm, im Herbst auf einer Weide unter dem Hof, der auf 1200 Metern liegt und einen herrlichen Blick auf die Kreuzeck-Gruppe bietet.
Eine Frau steht mit einem Mähgerät auf einer steilen Wiese
© Foto Egger
Als Roman Egger 2009 den Hof übernahm, erklärte sich seine Frau sofort zur Unterstützung bereit und begann mit der Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin am Ländlichen Fortbildungsinstitut LFI. „Es war eine freiwillige Entscheidung, die ich nie bereut habe“, blickt Barbara Egger zurück. Obwohl mit dem Metier vertraut – sie wuchs mit zwölf Geschwistern auf einem Bergbauernhof auf – wollte sie nie Bäuerin werden. Heute erfüllt sie die Landwirtschaft mehr als ihr früherer Beruf. Obwohl sie nur ihr Nebenjob ist. Denn hauptberuflich ist Barbara Egger 40 Stunden die Woche als Milchprobenehmerin für den Landeskontrollverband tätig und für die Gütesiegelkontrolle der AgroVet, einer Tochter von Bio Austria, regelmäßig zwischen Stall und Heiligenblut auf 27 Höfen unterwegs. Zusätzlich ist sie als Gemeinderätin, Obfrau des Landwirtschafts- und Bildungsausschusses, stellvertretende Obfrau des Bauernbundes auf Gemeindeebene und im Vorstand der Arge Meister im Bezirk Spittal aktiv.
Eine Familie steht vor einer Gruppe Rinder
© Foto Fertschey
„Ich möchte in Gemeinde und Gesellschaft etwas bewegen“, sagt die Absolventin des für sie sehr lehrreichen und wertschätzenden ZAMm-Lehrganges „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“, wo sie das „Fokussieren auf wichtige Dinge“ gelernt und den wirksamen Auftritt vor Publikum und Kamera geübt hat. „Man lernt, sich richtig auszudrücken und zu präsentieren“. Vom Persönlichkeitstraining habe sie sehr profitiert, der Kurs habe sie auch bestärkt, dass die Meisterausbildung für sie das Richtige sei. „Mit Weiterbildung investiere ich in mich und meine Zukunft. Sie hilft mir, wirtschaftlich richtige Entscheidungen zu treffen“, ist Egger, die gerne Dinge hinterfragt und verstehen will, überzeugt. Bei den Besuchen in Wien und den Vertretungsbehörden der EU in Brüssel habe sie viel gelernt. Der anregende Austausch mit Gleichgesinnten im Kurs und die daraus entstandene Verbundenheit gebe ihr Rückhalt und bestärke sie in ihrer Sichtweise: „Für mich und meine Familie ist Landwirtschaft Leidenschaft und Berufung, bei der nicht nur Zahlen zählen“.
Die Kampagne „Bäuerin sein – vielseitig in der Verantwortung, unersetzlich im Wandel“ zeigt, wie vielseitig und wichtig Bäuerinnen in der Landwirtschaft sind. Unter dem Motto „ZAMm unterwegs“ wird deutlich, wie Frauen in der Landwirtschaft mit anpacken, Verantwortung übernehmen und bei wichtigen Entscheidungen mitreden. Gerade in Zeiten von großen Veränderungen wie Klimawandel und neuen Anforderungen sind sie unverzichtbar. Die Kampagne möchte das Engagement von Bäuerinnen sichtbar machen, ihre Arbeit wertschätzen und zeigen, wie sie Tradition und Zukunft verbinden.
EU-Bund-Länder-kofinanziert: „Mit Unterstützung von Bund, Ländern und Europäischer Union.“
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