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Bäuerin Bettina Aufhammer-Straif aus Tirol

Abstammend von einem Bauernhof konnte sich Bettina Aufhammer-Straif gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern den Traum vom Leben am Bauernhof erfüllen. Die wissbegierige Seminarbäuerin nutzt ihre Zeit gerne für Fortbildung und gibt ihr Wissen auch mit Freude weiter. Besonders wichtig sind ihr neben der Familie auch die kleinen Auszeiten mit ihren Freundinnen.
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© LKO/Markus Beeren
Bettina Aufhammer-Straif lebt mit ihrem Mann und den drei Kindern auf dem Bauernhof, wo sie auch aufgewachsen ist. Als sie ihren Mann kennenlernte, gab es keine Zweifel, dass die beiden den elterlichen Betrieb bewirtschaften möchten. Für sich und ihre Kinder kann sich Bettina Aufhammer-Straif nichts Schöneres vorstellen als sie auf dem Hof aufwachsen zu sehen, die regionalen Produkte für die Familie zu verarbeiten und viel gemeinsame Zeit in der umliegenden Natur zu verbringen. An der Arbeit gefällt ihr die Vielseitigkeit, dass man gewisse Freiheiten hat und sich die Zeit etwas einteilen kann.

Unsere Tiroler Jahrlinge

Auf dem idyllisch gelegenen Hof in Kössen, Bezirk Kitzbühel, führen die beiden einen Mutterkuhbetrieb und erzeugen regionales Qualitätsfleisch vom Tiroler Jahrling. Die Mutterkühe dürfen mit ihren Jahrlingen den Sommer auf den Almen genießen. Durch viel Bewegung, wertvolle Kräuter und Gräser sowie frisches Quellwasser wird die hervorragende Qualität des Jahrlingsfleisches garantiert.
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© LKO/Markus Beeren
Auf die Frage, was denn das Schönste am Beruf der Bäuerin ist, kommt die Antwort schnell und entschlossen: "Das Schönste ist sicher, dass ich sehr viel Zeit gemeinsam mit meinen Kindern verbringen kann und dass ich unsere eigenen Produkte, sowohl vom Hof als auch vom Garten, verarbeiten und meine Familie damit verwöhnen kann." Der sympathischen Bäuerin bereitet es sehr viel Freude, das Obst aus dem Garten und die Kräuter aus der Umgebung zu verwerten. Im Winter ist es für sie besonders erfreulich, wenn sie für ihre Familie ein selbstgemachtes Kompott oder eine Marmelade aus dem Keller holen kann.

Soviel Idealismus hat nicht jeder

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© LKO/Markus Beeren
Schade findet Bettina Aufhammer-Straif, dass zahlreiche Höfe, wie auch ihrer, nur mehr im Nebenerwerb möglich sind und viele Bauern zusätzlich einer Arbeit nachgehen müssen. Das verdiente Geld und die freie Zeit werden dann in den Betrieb investiert - "da gehört schon viel Idealismus dazu", gibt sie zu bedenken, "Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung muss bereits in der Schule erfolgen und wichtig ist, dass sich jeder Landwirt bewusst ist, dass sein eigenes Verhalten auch das Kundenverhalten beeinflussen kann." Ihrer Meinung nach werden die landwirtschaftlichen Produkte viel zu wenig geschätzt.

Beim Thema Weiterbildung gerät sie ins Schwärmen. Sie liebt es, Neues zu lernen und ihre Fähigkeiten und ihr Wissen auszubauen. Besonders gut gefallen haben ihr die Ausbildungen zum landwirtschaftlichen Facharbeiter und anschließend zum Meister, zur Seminarbäuerin und auch jene zur Käsesommelière. "Durch die Ausbildung zur Käsesommeliére bin ich diplomierte Fachberaterin beim Anbieten bzw. beim Verkauf von Käse" erzählt sie von ihrer Weiterbildung, die sie auch bei ihrer Arbeit bei Tirol Milch nutzt. Darüber hinaus gibt sie neben ihrer Anstellung bei Tirol Milch sowie den umfangreichen Tätigkeiten am Hof auch Seminare, in denen sie Tipps und Tricks über Käse, die richtige Auswahl und Zusammenstellung, Lagerung und das Auflegen von Käseplatten lehrt.

Soll doch jeder machen was er kann

Besonders hervorheben möchte Bettina Aufhammer-Straif den Lehrgang ZAMm, da sie auch in der Familie und in ihrem Beruf als Käsesommeliére vieles, das sie im Kurs gelernt hat, umsetzen kann. In den Bereichen Persönlichkeitsbildung, Unternehmensführung und Agrarwirtschaft konnte sie Interessantes und Neues mitnehmen. "Hätte ich beispielsweise die unterschiedlichen Typen von Menschen schon früher erkannt und so bewusst wahrgenommen, hätte ich viele Aufgaben anders aufgeteilt - sowohl innerhalb der Familie als auch im beruflichen und privaten Umfeld. Es sollte jeder das machen, was er gut kann und nicht ständig probiert werden, Menschen zu ändern. Das sollte man einfach mal so zur Kenntnis nehmen" erzählt sie von den Erfahrungen aus dem ZAMm-Lehrgang. Auch in ihrer Funktion als Bäuerin im Ausschuss und im Pfarrgemeinderat konnte sie einiges aus dem Kurs "Persönlichkeitsbildung" umsetzen und einbringen. Die regelmäßigen Treffen mit anderen Bäuerinnen erachtet sie als sehr wichtig, da man sich untereinander austauschen kann..
"Und auch wenn es mal nicht so läuft, wie es laufen soll, tut es gut zu hören, dass anderswo auch nicht immer alles perfekt ist"
Wertvoll sind für sie die kurzen Auszeiten vom Alltag, die sie dazwischen „schnell mal einbaut“; zum Beispiel die Wintervormittage, die sie mit ihren Freundinnen beim Skifahren verbringt. Durch die Nähe zur Piste ist sie längst wieder zuhause, wenn die Kinder von Kindergarten und Schule nach Hause kommen. In ihrer Freizeit geht Bettina gerne mit ihrer Familie Radfahren und Schwimmen. In ruhigeren Momenten genießt sie es, es sich mit einem guten Buch bequem zu machen. Auch ihrem Mann hält sie den Rücken frei, wenn er seinem Hobby, dem Paragleiten, nachgehen bzw. Zeit mit seinen Freunden verbringen möchte.

Spagat zwischen Moderne und Tradition

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© LKO/Markus Beeren
Die ambitionierte Bäuerin, die ebenso gerne kocht wie mit dem Traktor fährt, schafft den Spagat zwischen Moderne und Tradition. Einerseits ist sie dort, wo es Sinn macht, für den Einsatz innovativer Technologien und Maschinen; auch den sozialen Medien gegenüber ist sie sehr aufgeschlossen. Andererseits legt sie großes Augenmerk auf Traditionen und die Vermittlung von Werten. Im Ausschuss engagiert sie sich gemeinsam mit 27 Bäuerinnen z. B. bei der Organisation von traditionellen Festen wie dem Kasfest und dem Almabtrieb. Auch die kirchliche Kräuterbuschenweihe ist ein Fixpunkt im Familienkalender. Das Dirndl und die Lederhose werden am Hof zur Arbeit getragen, die Tracht wird nur für besondere Anlässe angezogen - dann aber mit besonders viel Stolz.
Die oft unbeliebte Frage nach positiven und negativen Eigenschaften beantwortet die sympathische Tirolerin ehrlich und spontan. So erzählt sie, dass sie einerseits sehr flexibel ist und andererseits unter Druck große Leistungen erbringen kann. Als Mutter, Bäuerin, Arbeitnehmerin, Organisationstalent, Haushaltsmangerin und Köchin hat sie dies sicherlich schon einige Male unter Beweis gestellt. Als negativen Wesenszug zählt sie ihre Ungeduld auf, die sie ab und zu überkommt, wenn ihr etwas zu langsam geht. Außerdem befürchtet sie, dass sie manchmal zu hohe Erwartungen an andere stellt.

Weniger Kontrollen und geringere Dokumentationspflichten

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© LKO/Markus Beeren
Könnte Bettina einen Tag Agrarpolitik gestalten, würde sie dafür sorgen, dass Bergbauernhöfe und Almbetriebe weniger Kontrollen und geringere Dokumentationspflichten hätten, da diese schon sehr überhandgenommen haben. Außerdem ist sie der Meinung, dass österreichische Betriebe nur durch Spezialisierung und nicht durch Massentierhaltung Überlebenschancen haben. Durch Bewusstseinsbildung und Aufklärung bei der Bevölkerung würde sie gerne den Absatz der regionalen Lebensmittel ankurbeln und unterstützen.
Der schönste Tag im Leben war natürlich ihre Hochzeit und die Geburten der drei gesunden Kinder, auf die ihr Mann und sie besonders stolz sind. Dass ihr die Familie sehr wichtig ist, hört man immer wieder im Gespräch heraus; auch wenn sie von ihren Eltern und Schwiegereltern spricht, merkt man, dass auf diesem Hof viel gegenseitiger Respekt und ein sehr liebevoller Umgang untereinander gepflegt wird. Wiederholt betont die dreifache Mutter auch, wie wichtig und wertvoll die Mithilfe der ganzen Familie ist und wie dankbar sie dafür ist. Und auch dafür, dass sie mit der Arbeit am Hof einfach ihrem Traumberuf nachgehen kann, denn es ist ihr bewusst, dass dieses Privileg nicht selbstverständlich ist.
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